Das algerische Volk kann am 1. November 2020 in einem Referendum über eine neue Verfassung abstimmen. Nach massiven Protesten im Jahr 2019 wurde im Dezember Abdelmadjid Tebboune zum neuen Präsidenten gewählt. Er versprach, mit seiner Regierung die Demokratie im Land zu verbessern. In der neuen Verfassung sieht Pastor Salah Chalah, Präsident der protestantischen Kirche Algeriens, L’Église Protestante d’Algérie (EPA), jedoch keine Verbesserung für die Christen im Land.

 

Neue Verfassung – alte Probleme

Die neue Verfassung erklärt in Artikel 51: „Die Meinungsfreiheit ist unantastbar. Die Freiheit des Gottesdienstes ist garantiert, sie wird in Übereinstimmung mit dem Gesetz ausgeübt. Der Staat gewährleistet den Schutz der Kultstätten vor jeglichem politischen oder ideologischen Einfluss.“ Pastor Salah Chalah erkennt darin keinen Fortschritt: „Ich bin der Meinung, dass sich gegenüber der alten Verfassung nichts geändert hat, da beide Verfassungen – die von 2016 und 2020 – die Religionsfreiheit garantieren.“ Die jedoch erleben die Christen aufgrund der Verordnung 06-03 von 2006 nicht. Pastor Salah weiter: „Bis die Verordnung von 2006 aufgehoben wird, werden die Christen weiterhin Unrecht erleiden und […] ihres Grundrechtes beraubt, friedlich Gottesdienste feiern zu können.“

Die Verordnung 06-03 von 2006 zur Regelung nichtmuslimischer Gottesdienste schreibt vor, dass Gottesdienste nur in Gebäuden stattfinden dürfen, für die eine entsprechende behördliche Nutzungserlaubnis erteilt wurde. Eine solche Genehmigung wurde jedoch seit Inkrafttreten der Verordnung bis heute keiner Gemeinde ausgestellt.

Gemeindewachstum trotz Kirchenschließungen und Pandemie

Die Regierung ließ im vergangenen Jahr mehr als 15 Kirchen schließen, auch die Full Gospel Church von Pastor Salah in Tizi Ouzou. 13 der Kirchen sind noch immer geschlossen. Die Covid-19-Pandemie erschwert das Gemeindeleben zusätzlich. „Wir treffen uns selten und halten Kontakt über soziale Netzwerke. Viele vermissen die Zusammenkünfte. Das motiviert sie, mehr zu beten und zu fasten.“

Die Kirche in Algerien ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Daran hat sich nichts geändert. „Die Situation wirkt sich nicht auf die Zahl der Bekehrungen aus. Das zeigt sich an den Kontakten in den sozialen Netzwerken. Viele Menschen wollen mehr über das Evangelium wissen und hören“, sagt Pastor Salah.

Bitte beten Sie mit, dass die Christen in Algerien ihre Gottesdienste frei feiern und ihren Glauben offen leben können. Beten Sie – persönlich und als Gemeinde – mit beim Weltweiten Gebetstag für verfolgte Christen am 8. November.

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