Das Bewusstsein, dass es eine höhere Macht gibt, ist bei vielen Menschen vorhanden. Laut verschiedenen Umfragen in den vergangenen Jahren glauben drei Viertel aller Menschen an einen Gott. Die meisten können aber nicht genauer beschreiben, wer und wie dieser Gott ist.

Die heutige Religionswissenschaft weiss, dass der Glaube sich nicht von der Magie über den Glauben an verschiedene Götter (Polytheismus) zum Glauben an einen Gott (Monotheismus) hin entwickelte. Viel eher war es umgekehrt. Dem österreichischen Ethnologen Wilhelm Schmidt gelang es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in einem zwölfbändigen Monumentalwerk nachzuweisen, dass jedes Naturvolk an einen persönlichen, alles überragenden Schöpfergott glaubt. Die meisten glauben jedoch auch, dass dieser Gott sie verlassen hat.

Verfängliche Idole

Schon im Brief an die christlichen Gemeinden Roms schreibt der frühe christliche Theologe Paulus: «Dabei wissen sie ganz genau, dass es Gott gibt, er selbst hat ihnen dieses Wissen gegeben. Gott ist zwar unsichtbar, doch an seinen Werken, der Schöpfung, haben die Menschen seit jeher seine göttliche Macht und Grösse sehen und erfahren können. Deshalb kann sich niemand damit entschuldigen, dass er von Gott nichts gewusst hat.

Obwohl die Menschen Gott schon immer kannten, wollten sie ihn nicht anerkennen und ihm nicht danken. Stattdessen beschäftigten sie sich mit belanglosen Dingen und konnten schliesslich in ihrer Unvernunft Gottes Willen nicht mehr erkennen. Sie meinten, besonders klug zu sein, und waren in Wirklichkeit die grössten Narren. Statt den ewigen Gott zu ehren, begeisterten sie sich für vergängliche Idole; abgöttisch verehrten sie sterbliche Menschen, ja sogar alle möglichen Tiere.» (Die Bibel, Römer, Kapitel 1, Verse 19-23)

Kaum könnte man die Entwicklung des Gottesbildes besser beschreiben. Am Anfang der Menschheitsgeschichte stand das Wissen, dass es einen Schöpfer gibt. Die ältesten religiösen Texte der Menschheit deuten darauf hin, dass am Anfang menschlicher Religiosität der Glaube an nur einen Gott stand. Mehr und mehr nahmen jedoch «selbst gemachte» Götter dessen Platz ein.

Der Gott der Bibel

In der Bibel denken nicht nur Menschen über Gott nach – Gott teilt darin auch mit, wie er ist. Besonders durch die Geburt von Jesus, dem Sohn Gottes, wird deutlich, dass Gott den Menschen nahe sein will: «Obwohl er Gott in allem gleich war und Anteil an Gottes Herrschaft hatte, bestand er nicht auf seinen Vorrechten. Nein, er verzichtete darauf und wurde rechtlos wie ein Sklave. Er wurde wie jeder andere Mensch geboren und lebte als Mensch unter uns Menschen. Er erniedrigte sich selbst und war Gott gehorsam bis zum Tod, ja, bis zum schändlichen Tod am Kreuz.» (Die Bibel, Philipper 2,6-8) Gott wurde also durch Jesus Mensch.

Gott ist Person

So wie Jesus ist, ist auch Gott. Damit ist klar: Gott ist tatsächlich eine Person – nicht in dem Sinne, dass er einen Körper hat. Er ist ein Du, ein persönliches Gegenüber. Die Menschen können mit ihm reden und wissen, dass er zuhört. Gott kennt die Menschen, wie es die Bibel im Psalm 193 beschreibt: «Herr, du durchschaust mich, du kennst mich durch und durch.»

Gott ist Vater

Jesus lehrte die Menschen, Gott als ihren Vater anzureden. Nun haben Menschen natürlich unterschiedlichste Erfahrungen mit ihren Vätern gemacht. Darum ist es wichtig zu sehen, wie Gott Vaterschaft versteht. Am eindrücklichsten hat Jesus dies wohl durch die Geschichte vom verlorenen Sohn geschildert. Obwohl der Sohn aus freier Entscheidung sein Leben ohne den Vater geführt hat – und die traurigen Konsequenzen tragen musste – nimmt ihn der Vater an, ohne ihn mit Vorwürfen noch weiter zu quälen, und versichert ihm seine Liebe.

Gott ist kein harter und zorniger Tyrann, er ist jemand, der zutiefst Sehnsucht nach seinen Kindern hat. Er lässt Menschen eine freie Entscheidung treffen, aber hat auch alles getan, um ihnen die Möglichkeit zu geben, mit ihm auch über das Leben auf dieser Erde hinaus engste Gemeinschaft zu haben.

Gott sieht die Menschen realistisch

Gott betrachtet den Menschen als Sünder. Dieser Begriff hat nichts mit Kriminalität oder moralischem Aussenseitertum zu tun. Wenn Paulus schreibt: «Alle sind Sünder und haben nichts aufzuweisen, was Gott gefallen könnte», dann bedeutet das, dass jeder Mensch Gottes Massstäbe verfehlt hat. In der Bibel werden die Menschen so beschrieben, wie sie sind. Es kann befreiend sein, zu wissen, dass man sich selbst und Gott nicht einreden muss, dass der Mensch grundsätzlich gut sei. Gott zwingt Menschen, die ihn nicht akzeptieren wollen, nicht, das zu tun, was er will. Paulus schreibt: «Gott war ihnen gleichgültig, und deshalb überliess Gott sie schliesslich der ganzen Verwerflichkeit ihres Denkens.» (Die Bibel, Römer 1, 28)

Gott ist gnädig

Die Menschwerdung Gottes durch Jesus Christus hatte das Ziel, Menschen wieder mit Gott zu versöhnen. Seit dem Leben Gottes auf dieser Erde kann niemand mehr sagen, dass Gott den Menschen fern ist, dass er menschliches Leid nicht sieht oder kennt. Wegen den Menschen hat Gott sich in diese Welt begeben, wegen ihnen hat er die Todesstrafe erlitten und wegen ihnen ist er, wie Hunderte Zeitgenossen bezeugten, wieder lebendig geworden.

Dies alles geschah, damit Menschen wieder eine enge Beziehung zu Gott bekommen können, denn Gott möchte nicht, dass auch nur ein Mensch von ihm ewig getrennt bleiben muss. Jesus machte deutlich, dass er kam, um zu retten. Durch ihn wurde die Diskrepanz, die zwischen Gott und den Menschen bestand, überwunden.

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